googled3b0b470973b6358.html
                                 

                            Internetseite der "Arbeitsgruppe Trauer um fehlgeborene Kinder" in Höxter

                                      
                                            Was ist ein Grabfeld?

Das Grabfeld auf dem Friedhof am Wall in Höxter ist die letzte Ruhestätte für die im St. Ansgar-Krankenhaus Höxter fehlgeborenen Kinder und die totgeborenen Kinder, deren Geburtsgewicht unter 500 Gramm lag.
Für diese Kinder besteht ein Bestattungsrecht, aber keine Bestattungspflicht.

"Träger von Einrichtungen, in denen Tot- und Fehlgeburten, sowie Schwangerschaftsabbrüche erfolgen, sind angehalten, die daraus stammenden Leibesfrüchte unter würdigen Bedingungen zu sammeln und zu bestatten".
(Bestattungsgesetz-BestG NRW / § 14, 2 / 04. Juni 2003)

Über diese gesetzliche Bestimmung hinaus möchten wir Eltern einen guten Ort für ihre Trauer bieten - einen Ort, zu dem sie jederzeit gehen können, um ihre verstorbenen Kinder zu betrauern und ihrer zu gedenken.
Wir möchten mit dieser Möglichkeit den Weg durch die Trauer unterstützen und so dazu beitragen, dass die betroffenen Menschen und Familien gesund und gestärkt daraus hervorgehen.
Für einen gelingenden Trauerprozess ist es in der Regel wichtig, Abschied nehmen zu können und einen Ort der Trauer und der liebevollen Erinnerung zu haben.
In diesem Sinne sind alle Eltern eingeladen, die ein oder mehrere Kinder verloren haben - auch wenn die Kinder nicht in Höxter zur Welt kamen und auch, wenn es schon Jahre, sogar Jahrzehnte her ist - das Grabfeld zu besuchen und es zu ihrem Gedenkort zu machen.
Sie können außerdem jederzeit an den Bestattungsfeiern teilnehmen und den Abschied auch nach langer Zeit noch nachvollziehen. Dabei werden sie  von den Frauen des Arbeitskreises und von den Seelsorger*innen gerne begleitet und unterstützt.
Die Kontaktadressen finden Sie unter dem Menuepunkt "Kontakt" auf dieser Internetseite.

Abschiedsfeiern mit anschließender Bestattung finden viermal im Jahr statt, meistens im Februar, Mai, August und November, jeweils dienstags um 14.00 Uhr.
Die Termine werden in den Pfarrnachrichten, auch im Internet unter www.pv-hoexter.de und unter dem Menuepunkt "Termine"  auf dieser Internetseite angekündigt.



 
                                       Symbolik in der Gestaltung des Grabfeldes


In die Gestaltung des Grabfeldes für fehlgeborene Kinder sind viele Symbole eingewoben.
Sie sollen das Feld zu einem wohltuenden und heilsamen Ort machen, an den man immer wieder gehen kann, um zu trauern und sich zu erinnern.
Trauern und Erinnern sind unbedingt wichtig, um gesund an Leib und Seele aus einem Verlust hervorzugehen.



Eingang und Ausgang des Feldes

                                                                                                              Der Eingang zum Grabfeld

Die höheren Büsche rechts und links des Eingangs / Ausgangs sollen den Eindruck eines Tores vermitteln

Für die meisten Trauernden ist es nach einem Verlust unerträglich schwer weiterzuleben.
Der Alltag ist von Trauergefühlen durchzogen, und es kommt nicht selten vor, dass Trauernde eine große Sehnsucht danach haben, „dort" zu sein, wo der / die geliebte Verstorbene ist.
Manche fühlen sich vielleicht schuldig, weil sie weiterleben und vor allem auch dann, wenn sie sogar wieder Freude empfinden. Sie fürchten, den geliebten Menschen zu verraten und/oder zu vergessen. Manche Trauernde halten u.a. aus diesem Grund ihre Trauergefühle unbewußt auf eine Weise fest, die ein erfülltes Weiterleben behindert und sie vielleicht sogar krank macht.
Es ist schwierig, ein lebensvolles Leben zu gestalten, wenn man mit einem Bein „dort" steht und mit dem anderen Bein „hier".
"Es muß weitergehen" bedeutet auch: Es darf weitergehen.
Wir sollen und dürfen auch nach dem Verlust eines geliebten Menschen weiterleben, im Hier und Jetzt.
Leben bedeutet Alltag mit all seinen Gegebenheiten, bedeutet Trauer und Freude.
Wir müssen unsere Trauer mit all ihren Gefühlen nicht loswerden oder missachten - im Gegenteil, das wäre ungesund.
Wir müssen auch keine Sorge haben, unsere Verstorbenen zu vergessen - das können wir gar nicht.
Wir müssen und dürfen trauern - aber wir müssen, sollen und dürfen auch leben!
Für einen gesunden Trauerprozess ist es wichtig, bei allem Leid auch immer wieder das Leben in den Blick zu nehmen.
Und es gilt, mit all diesen widersprüchlichen Gefühlen umzugehen.
Etliche Trauernde berichten über gute Erfahrungen damit, sich täglich einen gewissen Zeitraum zum Trauern und Weinen einzurichten.
Das soll das Tor unseres Grabfeldes bewusst machen: Hier kann man in die Trauer hineingehen, all die Gefühle, die da sind, kommen lassen, weinen, sich erinnern - eben all das, was die/der Trauernde braucht. 
Und dann kann man heraustreten und es mit dem Alltag wieder aufnehmen.

                                                                                                                        Der Ausgang
 
Natürlich wird man auch zu Hause immer wieder von Trauer überflutet, wird man weinen und sich erinneren.
Aber dann geht das Leben weiter, ob man sich das wünscht oder nicht. Wir haben keine Wahl.
Wir haben aber die Wahl, es mit diesem Leben immer wieder aufzunehmen und einen nächsten Schritt zu tun.
Das "Tor" unseres Grabfeldes erinnert daran, mit einer klaren Entschlossenheit ins Leben - ins Hier und Jetzt - zu gehen.


 
Der geschwungene Weg

                                                                                                                           Der Weg

Keine harten Ecken und Kanten für wunde Seelen

Der Weg auf unserem Grabfeld soll die trauernden Menschen sanft aufnehmen und leiten.
Trauer durchläuft nicht in einer bestimmten Abfolge verschiedene Stadien, die dann jeweils abgeschlossen sind.
Gefühle und Themen der Trauer kommen wie spiralförmige Wellen, immer wieder, mal stark, mal schwächer, über einen längeren Zeitraum, als es sich die meisten Menschen vorstellen, doch nach und nach werden sie erträglicher - bis irgendwann wieder ein Gefühl von lebenswertem Dasein Raum gewinnen kann.
Der geschwungene Weg kann Symbol sein für den kehrenreichen Weg durch die Trauer. Er kann begreifbar machen, dass sich Schritt für Schritt die Perspektive ändert, wenn man ihn geht, auch wenn er zwischendurch lang und gewunden ist.
Der Weg kann die Unterschiedlichkeit der Trauerformen und -ausdrücke bei uns Menschen deutlich machen.
Auch führt er wie von selbst an allen derzeitigen und künftigen Grabstellen vorbei.
Die weiche
n, runden Formen entsprechen dem Bild, das man mit kleinen Kindern verbindet, und sie bringen ein Gefühl der Zärtlichkeit zum Ausdruck.

 
Die Hecke, die alte Linde
  
              Die Bank vor der Linde

Trauernde brauchen Schutz

Trauernde Menschen sind zutiefst verletzte, dünnhäutige Menschen. Sie brauchen für ihre Gefühle einen geschützten Raum. Die Hecke und der alte, starke Baum sollen Schutz und Geborgenheit vermitteln - für die Trauernden selbst, aber auch für ihre Kinder, die sie dort zurücklassen müssen.
 

Die Engel-Skulptur

                                                                                                                            Die Skulptur
 
Es ist unerträglich schwer, einen geliebten Menschen auf dem Friedhof zurückzulassen

Die geflügelte Figur wurde von Wladimir Zlatkov (Bildhauer in Höxter) bewusst abstrakt und geschlechtlich uneindeutig gehalten: Sowohl Väter, als auch Mütter sollen sich angesprochen fühlen.
Der Korpus der Figur zeigt auf seiner Vorderseite einen Embryo - wenn auch für Außenstehende noch nicht sichtbar, so war das Wesen im Leib der Mutter doch ganz real.
Auf der Rückseite sieht man die Spirale der Unendlichkeit - Zeichen der Hoffnung, dass die Kinder nicht verloren, sondern in der Ewigkeit geborgen sind.
Die goldenen Tropfen auf Vorder- und Rückseite können verschiedene Assoziationen und Gedanken anstoßen: Tränen, Fluss des Lebens, weitere Embryonen, Sonnentropfen, das Gleichnis vom Samenkorn...


Die weit gespannten Flügel weisen über uns hinaus, so als wollten sie den Blick nach oben lenken - vielleicht ins Licht oder in eine andere Lebensdimension?
Die Figur, groß, stark, fest geerdet, Verbindung zwischen Erde und Himmel, Hier und Dort - ein machtvolles Wesen, das den Kindern Schutz bietet,  kann Eltern trösten und beruhigen.
Aus Eichenholz geschaffen und mit Blattgold belegt - beides Materialien, die als unvergänglich und kostbar gelten.
Und kostbar sind uns auch diese unsere Kinder, wenngleich sie nicht auf dieser Welt leben konnten.
Unsere Liebe für sie und unsere Erinnerung an sie sind unvergänglich.
Beständigkeit, Festigkeit und Wert in Verbindung mit Geborgenheit und Schutz, sollen den BetrachterInnen Trost und Zuversicht, sowie Erlaubnis und Unterstützung zum Trauern um etwas sehr Kostbares geben.
Die Skulptur lässt viele Deutungen zu, und jeder Betrachter mag seine eigene finden.


Die weißen Gedenksteine am Fuße des Engels

                                                                                                                        Die Gedenksteine

Auch fehlgeborene Kinder sollen ihren Platz haben
 
Vor der Bestattungsfeier beschriften die Eltern weiße Kieselsteine mit den Namen oder Kosenamen ihrer Kinder und legen sie dann beim Abschiednehmen am Grab nieder.
Solange das Grab sichtbar ist, in der Regel bis zur nächsten Bestattungsfeier, bleiben sie darauf liegen, später werden sie am Fuße der Skulptur niedergelegt, wo sie als Gedenksteine ihren Platz behalten.
Die Steine werden bewusst nicht lackiert. Die Schrift wird verblassen -  so wie der Name auf dem Stein werden irgendwann auch Schmerz und Trauer weniger stark wahrgenommen, aber sie werden nie ganz verschwinden.
Auch die Realität, dass diese Kinder existent waren und die Erinnerung an sie werden nie vergehen.


Die Bänke
   
                                                                                                                         Die Bänke

Trauernde brauchen festen Halt
 
Wladimir Zlatkov hat auch für die Bänke  die geschwungenen Formen des Weges und das Material der Skulptur gewählt und so ein harmonisches Gesamtbild geschaffen.
Die beiden Bänke vor der Hecke ermöglichen den Blick auf die Figur, auf das Feld mit den Gräbern und die große Linde.
Trauernde Eltern und BesucherInnen des Grabfeldes sollen sich eingeladen fühlen, eine Weile auf dem Feld als Ort für ihre ganz persönliche Trauer zu verweilen oder vielleicht auch anderen Eltern und Trauernden zu begegnen.

Die Bank  vor der Linde: Mit einem starken Baum im Rücken kann auch hier die Trauer einen guten Platz haben.
Der Blick wird Richtung  Skulptur und über das gesamte Feld geleitet und kann sich darüber hinaus weiten.
Hier kann der Besucher des Grabfeldes sich niederlassen, innehalten, zur Ruhe kommen.
Der trauernde Mensch kann festen Halt erfahren, sich körperlich spürbar in die Geborgenheit hineinbegeben und auf dieser Basis gut geerdet die Möglichkeit finden, die Gefühle der Trauer zuzulassen, ihnen nachzuspüren und sich zu erinnern.
Die Tatsache, dass auf den Bänken immer wieder betroffene Eltern und Angehörige, aber auch ältere Frauen und Männer sitzen und dass immer wieder Grablichter aufgestellt werden, bestätigt das Grabfeld als einen guten Ort für die Trauer dieser Menschen.


Die Gänseblümchen
   
                                                                                                                      Gänseblümchen

Eine zarte Blüte, die immer wieder aufsteht

Bei der Feier zur Übergabe des Grabfeldes haben alle Gäste miteinander Samen von Gänseblümchen ausgesät.
Sie sind ein altes Symbol für Mutterliebe, für Reinheit, kindliche Unschuld und für die Seelen im Himmel.
Und so kann dieses Grabfeld wie ein Spiegel sein, der uns die kleinen Seelen hier ganz nah bringt.
Die Gänseblümchen können auch ein Sinnbild dafür sein, wie wir die Stürme überstehen, die unser Leben zu zerstören drohen.
Wenn es zu kalt wird, zieht die Blüte sich zusammen, verschwindet fast ganz - und steht baldmöglichst wieder auf, streckt ihre Blätter aus und wendet das Gesicht der Sonne zu.
Ob sie von Regen, Gartengeräten oder Fußtritten ins Gras gedrückt werden - sie richten sich immer wieder auf.
Der Sturm kann sie ganz niederbeugen - aber sie lassen sich nicht so leicht knicken.


Die einzelnen Gräber
     
                                                                                                                               Das Grab


Auch praktische Dinge müssen bedacht werden
 
Nach sehr eingehenden Überlegungen kamen wir zu dem Schluss, dass sie nicht als solche zu erkennen sein sollten, weil in jedem Grab mehrere Kinder gemeinschaftlich und anonym bestattet werden und so eine individuelle Gestaltung nicht gut möglich ist.
Dazu kommt, dass die Pflege des Grabfeldes mit einzeln erkennbaren Grabstellen zu hohe Kosten verursachen würde.
Nach jeder Bestattung bleibt das Grab für einige Wochen mit den kleinen Gedenksteinen und dem Strauß mit den Namenbändern (siehe unter Liturgie) sichtbar. Danach wird der Strauß entsorgt wie Kränze und anderer Blumenschmuck, der Grabhügel wird geebnet, mit Gras- und Gänseblümchensamen bestreut, und die Gedenksteine werden an der Engelskulptur niedergelegt.

Sehr viele Eltern haben den Wunsch, das Grab ihres Kindes zu gestalten und bringen kleine Dinge wie Engelfiguren, besondere Grablaternen, Teddybären u.ä. mit - Dinge, die Ausdruck der Liebe und der Zärtlichkeit sind.
Da laut Friedhofssatzung die einzelnen Grabstellen mit Gras bedeckt sein sollen, das regelmäßig gemäht werden muß, können diese Andenken dort nicht verbleiben.

Darüber hinaus mußten betroffene Familien immer wieder die Erfahrung machen, dass besondere Steine und Erinnerungsdinge vom Grabfeld verschwunden sind.
Genaueres dazu können Sie unter "Startseite" - "Wichtige Informationen" nachlesen.



Share by: