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Die Liturgie der Abschiedsfeier und ihre Symbole


Zu den Bestattungsfeiern werden jeweils die Mütter eingeladen, die im Zeitraum seit der vorangegangenen Beisetzung (etwa drei Monate) im Zusammenhang mit dem Verlust ihres Kindes im St. Ansgar Krankenhaus Höxter medizinisch versorgt wurden.
Die Einladung ist unabhängig von Konfession oder Zugehörigkeit zu einer Kirche.
Da das Grabfeld von einem christlichen Krankenhaus und der evangelischen und katholischen Gemeinde der Stadt Höxter getragen wird, ist der Inhalt der Liturgie christlich ausgerichtet.
Die Kinder werden in einem kleinen, in der Krankenhaustischlerei eigens gezimmerten Holzsarg anonym und gemeinschaftlich beigesetzt.

Wie Sie unter dem Menuepunkt "Grabfeld" nachlesen können, sind zu den Abschiedsfeiern auch Mütter, Väter und deren Angehörige jederzeit herzlich eingeladen, deren Kind nicht auf diesem Grabfeld bestattet wird, weil es zum Beispiel  bereits vor längerer Zeit verstorben ist oder weil es in einem anderen Krankenhaus zur Welt kam.
Auch diese trauernden Menschen sind willkommen!
Sprechen Sie uns an, wenn Sie in unserer Begleitung ein bisher vielleicht nicht mögliches Abschiednehmen nachvollziehen möchten. Wir unterstützen Sie gerne dabei.
Sie können das Grabfeld auch zu ihrem Gedenkort machen.

 
In der Friedhofskapelle

Am Eingang der Friedhofskapelle werden alle betroffenen Eltern und Gäste von Frauen der Arbeitsgruppe begrüßt.

Helena Neumann  -  Marie-Luise Bittger  -  Friedhilde Lichtenborg  -  Heike Molitor



                                                                                              Eingang Kapelle
 

Die Eltern haben die Möglichkeit, ein Taftbändchen und einen kleinen weißen Kieselstein mit Namen oder  Kosenamen, den sie ihrem Kind geben möchten, zu beschriften. 

Die Bändchen werden in einen kleinen Korb gelegt, da sie in der Liturgie gebraucht werden.
Die Gedenksteine nehmen die Eltern mit sich, um sie später nach der Beisetzung am Grab abzulegen.
 
                                                                                                      Bänder / Gedenksteine

 
Alle Gottesdienstbesucher bekommen ein Faltblatt mit einem Segensspruch für fehlgeborene Kinder und anderen Texten.  Danach nehmen sie Platz in der Kapelle.
Während sie auf den Beginn der Abschiedsfeier warten, können Eltern und Gäste sich sammeln und in Ruhe ankommen. Eine Unterstützung mag dabei die ruhige, leise eingespielte Melodie geben.

(CD: "Gute-Nacht-Musik, Harmonische Instrumental-Musik zum Träumen für Kinder" von Gomer Edwin Evans, Neptun MusicGmbH, München. Bei den Abschiedsfeiern gespielter Titel: "Der kleine Prinz")

                                                                                       Gestaltung der Kapelle

 
Vom Platz aus fällt der Blick auf den kleinen, geschlossenen Sarg.
Er steht auf Tafttüchern in Regenbogenfarben unter dem Bild einer Skulptur von Dorothea Steigerwald, jahreszeitlich mit einem Kranz geschmückt – davor ein rotes Holzherz, mal auch Engel, Gläschen mit  Teelichtern, kleine Väschen mit Blumen, Sterne - die Gestaltung soll bei jeder Feier individuell sein, nicht routinemäßig einheitlich.

Links vom Sarg die Osterkerze, die zu Beginn des Gottesdienstes entzündet wird.
Rechts davon ein grüner Strauß, an den später die Namensbändchen geknüpft werden.
Vorne auf den Tüchern steht eine große Feuerschale mit Sand, darin eine Kerze, Blumen und eine kleine Version unserer Engelskulptur vom Grabfeld.
Daneben steht auch ein Gefäß mit Teelichtern bereit - im Laufe der Liturgie werden alle Gäste eingeladen, ein Licht für das von ihnen betrauerte Kind anzuzünden. 

Die Abschiedsfeier beginnt mit der Begrüßung der Trauernden durch den Arbeitskreis, der Eröffnung durch die Seelsorger*innen und dem Entzünden der Osterkerze.

Wir haben versucht, einige der Gefühle, die ein solch einschneidender Verlust in der Regel mit sich bringt, stellvertretend für die Trauernden in Worte zu fassen, auch den Schmerz, das Unverständnis, die Wut, all die Warum-Fragen und die Frage nach dem Sinn.
Diese Inhalte werden vorgetragen.

Nach einer kurzen Zeit der Stille zum Nachspüren, wieder mit Musik im Hintergrund, folgen die Lesung eines Bibeltextes, z.B. Jesaja 43,1 (...Ich habe dich beim Namen gerufen) und eine Ansprache durch eine der Seelsorgerinnen.

Der Ansprache folgt die zu Beginn schon gehörte Instrumentalmusik.
 
Nachdem das Lied verklungen ist, werden alle Trauernden eingeladen, nach vorne zu kommen, um ein Licht für ihr Kind / ihre Kinder  anzuzünden und in die große Schale zu stellen - als Zeichen dafür, dass auch dieses Kind  existent ist und bleiben wird und dass die Liebe für diese kleine Seele weiterleuchten wird.
Ein Licht wird stellvertretend für die Kinder angezündet, deren Eltern nicht zur Trauerfeier kommen konnten.

Danach hören Sie ein Wiegenlied: "Peace be with you"

Im Anschluß wird jedes Kind beim Namen genannt - die Seelsorger lesen im Wechsel jeweils einen Namen von einem Bändchen laut vor und knüpfen dieses dann an den grünen Strauß.
Auch Bändchen ohne Namen werden hineingebunden, zum Gedenken an all die Kinder,  deren Eltern nicht dabei sein können.

Abschließend sprechen die Seelsorger vor dem Sarg einen Segen für die Kinder.

Nun ist der Zeitpunkt gekommen,  zum Grabfeld zu gehen.
Der Sarg wird vorweg getragen, dahinter geht eine der Frauen des Arbeitskreises, die den Strauß mit den Namensbändchen hält.
Daran schließt sich die Trauergemeinde an.


Auf dem Grabfeld


Der Sarg wird von den Seelsorger*innen ins Grab hinab gelassen.
Die trauernden Eltern und Angehörigen müssen nun Abschied nehmen.

Das Fragen nach dem Warum führt in eine Sackgasse - wir bekommen darauf keine Antwort.
Eher bekommen wir Antworten, wenn wir fragen: Wozu? - Behutsam bieten wir Gedanken dazu an, was Eltern und Angehörige aus diesem Abschied vielleicht mit auf den weiteren Weg nehmen mögen.

Es folgen Worte von den Seelsorgern und das Vater unser.
Mit einem Segen für die fehlgeborenen Kinder – aber auch für Eltern, Geschwister und Angehörige – endet der Abschiedsgottesdienst.
Nun können alle Eltern und Gäste am offenen Grab Abschied von ihren Kindern nehmen.


                                                                                                                 Das Grab


Dabei soll der kleine, weiße Gedenkstein an der Seite der Grabstelle abgelegt werden.

Gerne dürfen Eltern und Angehörige Blüten und kleine Gebinde mit in das Grab geben.
Blumen, Kränzchen, Gestecke und Grablichter, die an den Rand gestellt werden, legen die Friedhofsgärtner später auf das Grab.

Während die Trauernden nacheinander vor das Grab treten, bleiben alle, die schon Abschied genommen haben, noch da – niemand soll alleine am Grab stehen. Es ist wichtig, Gemeinschaft zu spüren.

Zuletzt gehen Seelsorger*innen und Frauen des Arbeitskreises zu allen Eltern, um ihre Verbundenheit zum Ausdruck zu bringen, vielleicht ein paar Worte miteinander zu sprechen und um ihnen eine Visitenkarte des Arbeitskreises  mitzugeben, falls später noch einmal Fragen auftauchen oder eine Anmerkung gemacht werden soll.

 

Symbole


Die Gedenksteine

                                                                                             Gedenksteine mit Namen


„Ich habe dich beim Namen gerufen“, dieser Satz aus dem Text Jesaja, 43, steht für uns bei den Bestattungsfeiern im Mittelpunkt. Wir glauben daran, dass Gott jedes Kind vom Beginn der Zeugung an, wahrscheinlich schon vorher, beim Namen gerufen hat, es also kennt. Auch die Kinder, die lange vor der Geburt verstorben sind, sind seine Kinder und gehen wieder in seine Hand zurück.

Ob nun einer Konfession angehörig oder nicht: Für fast alle Eltern, die ein Kind bereits vor der Geburt verloren haben, ist es von großer Bedeutung, diesem Kind einen Namen zu geben – ihm damit einen Beweis seiner Realität und einen Platz in ihrem Leben zu geben.
Denn ein Umstand, der die Trauer dieser Eltern, vor allem auch bei einer Fehlgeburt in einem frühen Stadium der Schwangerschaft, sehr erschwert (und für ihr Umfeld so schwer nachvollziehbar macht), ist der, dass es keine Beweise für die reale Existenz ihres Kindes gibt.
Und so ist alles, was solche Beweise liefert, hilfreich für einen gesunden Trauerverlauf: Die Bestattungsfeier mit all ihren Symbolen, das Mitgefühl der Mitmenschen, Fotos von Sarg und Grab, das Grabfeld.
Auf diese Weise wird das Kind in seiner realen Existenz gewürdigt – und damit auch die Trauer der betroffenen Menschen.
  

Das Bild der Plastik von Dorothea Steigerwald
 
                                                                                              Plastik von Dorothea Steigerwald


Das Betrachten dieses Bildes mag Ruhe und einen tiefen Frieden empfinden lassen.
Vielleicht ist zu spüren, wie Angst und Furcht vor dem Ungewissen, das sowohl Leben als auch Sterben an uns herantragen, ein wenig weichen.
So wie das Kind gehalten ist in der Hand Gottes, in Liebe und Wärme, so wollen Eltern auch ihre verstorbenen Kinder geborgen wissen. Von vielen Eltern, die ein Kind verloren haben, wissen wir, dass sie die Plastiken von Dorothea Steigerwald als tröstlich empfinden.


 Der Regenbogen

                                                                                                          Regenbogenfarben


Als Brücke zwischen Himmel und Erde ist der Regenbogen Zeichen der Nähe Gottes und seines Versprechens, immer bei uns zu sein. Der Regenbogen vereint in seinen Farben die Vollkommenheit des weißen Lichts. Dieses Licht symbolisiert in unserer Religion das Heilige und Göttliche.

  
Die Osterkerze

                                                                                                                                     Osterkerze


Zu Beginn einer jeden Feier zünden wir die Osterkerze an, die Symbol der Auferstehung ist.
Auch diese kleinen Kinder , so hoffen wir, bleiben nicht im Tod, sondern haben ein anderes Leben bei Gott.
  

Der grüne Strauß

                                                                                                                       Strauss mit Bändern


Der grüne Strauß symbolisiert einen Palmbusch.
Während der Liturgie in der Kapelle werden die Bänder mit den Namen der Kind er an seine Zweige gebunden.
Grün ist die Farbe des Lebens, des Frühlings, also der Erneuerung, der Jugend und der Hoffnung.
Grün ist im Christentum die Farbe der Trinität (Dreieinigkeit von Vater, Sohn und Heiliger Geist).
Die Palme wurde als Nahrungsquelle im Nahen und Mittleren Osten mit dem Lebensbaum gleichgesetzt.
Palm weist im Christentum auf den Einzug Jesu in Jerusalem hin. 

 
 Segensspruch, Herz, Kranz, Blumenschmuck, Kerzen und andere Symbole
 

                                                                                                                          
Im Grunde sind alle Symbole Zeichen der Liebe und Würdigung der fehlgeborenen Kinder und dienen
der Unterstützungund Bestätigung der Gefühle der Trauernden.
Sie sollen sagen, dass diese Kinder nicht einfach verschwunden und auch nicht vergessen sind.
Die Kinder haben ihren Platz auf dem Grabfeld – und im Leben der Menschen, die schon vor der Geburt
Abschied von ihnen nehmen mussten.
Sie sind in Gottes Händen geborgen.


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