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Arbeitsgruppe „Trauer um fehlgeborene Kinder“


Wie alles anfing

"Träger von Einrichtungen, in denen Tot- und Fehlgeburten, sowie Schwangerschaftsabbrüche erfolgen, sind angehalten, die daraus stammenden Leibesfrüchte unter würdigen Bedingungen zu sammeln und zu bestatten".
(Bestattungsgesetz-BestG NRW / § 14, 2 / 04.Juni 2003)

Das geänderte Bestattungsgesetz, die Tatsache, dass Michaela Welling, zu der Zeit Gemeindereferentin des katholischen Pfarrverbundes in Höxter, im Sommer 2003 selbst eine Fehlgeburt erlitt und die zeitgleiche Bildung eines Qualitätszirkels zum Thema Fehlgeburt im St.Ansgar-Krankenhaus in Höxter auf Grundlage des dortigen Leitbildes führten dazu, die Abläufe bei Fehlgeburten in diesem Krankenhaus neu zu überdenken und für die betroffenen Eltern zu verbessern.

Neben dem Qualitätszirkel bildete sich in der Gemeinde eine kleine Gruppe (Dechant Kurte, Gemeindereferentin Michaela Welling, Lebens- und Trauerbegleiterin  Heike Molitor und beider Ehemänner), die sich auf die Suche nach geeigneten Orten und Möglichkeiten für die  Bestattung fehlgeborener Kinder machte und sich  mit diesem Anliegen an den Bürgermeister der Stadt Höxter wandte.

Hier fand das Vorhaben offene Ohren, es kam zu einer guten Vereinbarung zwischen der Stadt Höxter und dem Krankenhaus, und so konnte auf unbürokratische Weise ein schöner Platz auf dem Friedhof am Wall in Höxter für das Grabfeld zur Verfügung gestellt werden.


Planung der Grabfeldgestaltung

Für die professionelle Planung und praktische Umsetzung der Grabfeldgestaltung konnte die Studentin Jutta Wienen, cand.Ing. an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe gewonnen werden.
Sie nahm die Vorstellungen der "Arbeitsgruppe Trauer um fehlgeborene Kinder" auf und brachte zusätzlich gute Ideen zu Symbolik und Gestaltung mit ein.
Bis die Arbeiten abgeschlossen waren verging noch einige Zeit - das Grabfeld wurde am 26. Mai 2007 mit einem Festakt offiziell seiner Bestimmung übergeben.
Die erste Bestattungsfeier wurde schon zwei Jahre davor, am 17. Mai 2005, durchgeführt.
 

Daten und Fakten

Auf dem Grabfeld in Höxter findet viermal im Jahr, meistens im Februar, Mai, August und November, jeweils dienstags um 14.00 Uhr, eine Beisetzung fehlgeborener Kinder statt.

Eltern, die im Zusammenhang mit der Fehlgeburt ihres Kindes im St.Ansgar Krankenhaus Höxter medizinisch betreut wurden, bekommen vor ihrer Entlassung ein Schreiben an die Hand, das sie u.a. über Abschiedsfeier und Bestattung informiert.
Embryonen, Föten und tot geborene Kinder aus der geburtshilflichen Abteilung in Höxter werden zur Untersuchung in das pathologische Institut gebracht.
Etwa drei Wochen vor jeder Beerdigung auf dem Grabfeld werden die betroffenen Eltern schriftlich eingeladen.
Diese Aufgabe liegt aus Gründen der Schweigepflicht in den Händen von Dr. Siegfried Stephan, Arzt und Beauftragter für Medizincontrolling und Qualitätsmanagement im St. Ansgar Krankenhaus.
Vor einer Bestattung holt ein Mitarbeiter des Bestattungsunternehmens Berg die Kinder ab und bettet sie gemeinsam in den Sarg.
In der Regel sind es vierteljährlich zwischen 25 und 40 Föten, bzw. tot geborene Kinder unter 500 g.
Selbstverständlich sind auch Großeltern, Familienangehörige und Freunde als Begleiter herzlich willkommen!
 

Wie wird das Grabfeld angenommen?

Nicht alle Eltern können oder möchten an den Bestattungsfeiern teilnehmen.
Für manche ist der Schmerz zu tief, sodass sie zuerst einmal Abstand brauchen.
Manche können nicht von ihrer Arbeitsstelle weg, scheuen sich möglicherweise auch, dort darüber zu sprechen.
Andere finden ihre ganz eigene Möglichkeit, den Verlust ihres Kindes  zu betrauern und brauchen einen Ort wie das Grabfeld nicht.
Manche wenden sich dann zu einem späteren Zeitpunkt an uns, um den Abschied nachzuholen, was jederzeit möglich ist und von uns unterstützt und begleitet wird.
Viele betroffene Eltern und Angehörige geben uns positive Rückmeldungen über ihr Erleben der Abschiedsfeier, häufig schon direkt nach der Bestattung, wenn wir auf dem Grabfeld noch zusammen stehen und miteinander sprechen. Aber auch nach Wochen und Monaten erreichen uns immer wieder Berichte darüber, "wie gut es war, zur Beerdigung zu kommen".
Das bestätigt, wie wichtig es ist, Abschied zu nehmen, dabei Gemeinschaft zu erfahren und einen Gedenkort  zu haben.

Unser Grabfeld für fehlgeborene Kinder ist in Höxter inzwischen ein Begriff und wird gut angenommen.
Das zeigt die Tatsache, dass häufig Menschen, auch ältere, dort anzutreffen sind und dass zu Füßen des großen Engels und auf den noch erkennbaren Grabstellen oft Grablichter brennen.
                                                                                                                                              

Die Arbeitsgruppe wird unterstützt

vom St.Ansgar-Krankenhaus Höxter, das die Finanzierung der Grabfeldgestaltung einschließlich der Arbeiten des Höxteraner Bildhauers Wladimir Zlatkov übernommen hat, die Kosten für Bestattungen und Grabfeldpflege trägt,
die kleinen Särge in der Krankenhaustischlerei arbeiten lässt und die Einladungen an die betroffenen Eltern verschickt (s.o.).

von Frau Gommers, die Kränze für den Sargschmuck und Sträuße für die Bestattungsfeiern bindet.

vom Bestattungshaus Berg, deren Mitarbeiter*innen unserem Arbeitskreis bei den Bestattungsfeiern von Beginn an  hilfreich zur Seite stehen.

von den Friedhofsgärtnern, die nach den Bestattungen mit liebevoller Achtsamkeit das Grab gestalten und die Gedenksteine arrangieren.
 

Was wir wollen

Die Trauer um ein fehlgeborenes Kind, geschweige denn die Tiefe dieser Trauer, wird vom Umfeld häufig nicht wahrgenommen, ist für viele Menschen nicht nachvollziehbar und wurde bis vor einiger Zeit in unserer Gesellschaft aus verschiedenen Gründen eher missachtet.
Aus eigener Betroffenheit, bzw. aus unseren Erfahrungen in der Begleitung betroffener Eltern, wissen wir, wie notwendig es ist, auch um fehlgeborene Kinder zu trauern und: trauern zu dürfen.
Trauer, die nicht zum Ausdruck gebracht werden darf / kann, wirkt sich sehr häufig ungünstig aus. Unter Umständen kann das sogar zu (schweren) seelischen und / oder körperlichen Störungen führen.
Immer wieder ist zu erleben, wie noch Jahrzehnte nach dem nie betrauerten Verlust eines Kindes, angestoßen durch irgendeine Begebenheit, tiefe Trauergefühle z.B. bei alten Frauen zum Ausbruch kommen.
Unterdrückte Trauer kann sich auf das Familienleben auswirken, auf Geschwisterkinder - auch auf solche, die evtl. danach noch geboren werden - auf die Qualität der Partnerschaft und auf das gesamte Lebensgefühl.
Wir wollen deshalb Eltern, die ihr Kind in der Schwangerschaft verloren haben,  darin unterstützen, auf gute und gesundheitsfördernde Weise Abschied zu nehmen.
Dazu gehört u.a. die Abschiedsfeier mit der Bestattung auf dem Grabfeld.


Was wir uns wünschen

Zum einen ist es unser Wunsch, Trauerkultur überhaupt zu fördern, indem wir einladen, ein Tabuthema anzusprechen, Fragen zu stellen und offen miteinander zu diskutieren.
Wo nötig und gewünscht, möchten wir Unterstützung bieten, sich der Trauer zu stellen und dabei vielleicht auch auf kreative Weise ganz persönliche Wege der Trauerbewältigung zu finden und zu beschreiten.
Zum anderen wollen wir auch älteren und alten Frauen und Männern, die vielleicht schon vor Jahrzehnten Kinder (auch durch Fehlgeburt) verloren haben und sie nie wirklich betrauern durften, Mut machen, zu unseren Abschiedsfeiern zu kommen.
Selbst nach so langer Zeit ist es noch möglich, dem Kind – oder den Kindern – einen Namen zu geben, liebevoll Abschied zu nehmen und so eine heilsame Trauer zu erfahren.

Wenn Sie sich angesprochen fühlen, aber unsicher sind, wenden Sie sich vertrauensvoll an uns – und erzählen Sie anderen betroffenen älteren Menschen von dieser Möglichkeit.
Wir hören uns Ihre Geschichte an, beschriften auf Ihren Wunsch mit Ihnen einen Gedenkstein und begleiten Sie auf das Grabfeld, zum Gedenken, Abschiednehmen und um den Stein niederzulegen.
Genauso ist es aber auch für ältere und alte betroffene Menschen möglich,  zu einer Abschiedsfeier zu kommen und all das gemeinsam mit den anderen Eltern nachzuholen.
Auch wenn das eigene Kind nicht auf diesem Grabfeld bestattet ist, kann es ein guter Ort für Trauer und liebevolle Erinnerung werden.
Sprechen Sie uns einfach an, wenn Sie unsere Unterstützung wünschen !

 
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